Die Frage müsste eher lauten: wo kriegt man KEINE Mäuse her. Mäuse gibt es überall, denn sie vermehren sich wie verrückt und auch unter den schlechtesten Bedingungen. Es gibt Mäuse in allen Farben und Variationen aus diversen Quellen. Aber welche dieser Quellen sind wirklich vertrauenswürdig und unterstützenswert? Diese Frage möchte ich in diesem Text näher beleuchten.
Ich entschuldige mich direkt vorab für einige etwas härtere Formulierungen beim Thema Zucht. Trotz meiner persönlichen Meinung versuche ich sachlich zu begründen, worum es mir geht.
Züchter und Vermehrer
Wer zu einem Züchter für eine Tierart geht, hat das beste im Sinn. Man will kompetent beraten werden und gesunde, glückliche Tiere bekommen. Eben vom Züchter, Crème de la Crème! Ein sehr lobenswerter Ansatz, der bei viele Tierarten Sinn ergibt. Rassehunde unterscheiden sich sehr in ihren Ansprüchen und ihrem Charakter; es macht einen riesigen Unterschied, ob man sich einen Husky oder einen Chihuahua kauft. Mäuse sind aber keine Arbeitstiere und täglichen Begleiter, sie hatten für uns Menschen immer eine andere Funktion, besonders in der Medizin. Mäuse sind und waren beliebte Tiere für Tierversuche und viele Linien wurden auch für diese Funktion spezialisiert gezüchtet.
Das Ergebnis: eine KATASTROPHALE Genetik.
Mäuse haben eine hohe Tumor- und Krebsneigung und viele schaffen die von der Natur angedachten 2 Jahre Lebenszeit nicht. Viele sterben qualvoll an Knochenkrebs, sie ersticken, sie haben Organveränderugen oder müssen erlöst werden, weil sie riesige Tumore entwickeln. Ich sehe auch immer häufiger unterentwickelte oder kleinwüchsige Mäuse. Es ist deshalb meine persönliche Überzeugung, dass es vollkommen wahnsinnig ist, ein genetisch so kaputtes Tier, auf schöne Farben hin zu vermehren. Es gibt sicherlich Leute, die das anders sehen. Aber ich halte nicht viel davon, denn dafür habe ich schon zu viele Mäuse einschläfern lassen.
Stunki, eine wunderschöne Showmaus mit fast perfektem Körper und sehr schönen Farben. Weder sie noch ihre Geschwister wurden älter als ein Jahr und starben alle an Tumoren. Sinnloses Vermehren produziert wunderschöne, totkranke Mäuse.
Jeder Züchter wird sagen, dass er nur gesunde Tiere hat, und einige werden das vermutlich wirklich glauben. Denn wenn man auf eine junge Maus guckt, die fröhlich durch den Käfig flitzt, kann man sich nicht vorstellen, dass diese vielleicht eine massive Veranlagung zur Tumorbildung in sich trägt. Das herauszufinden erfordert sehr viel Arbeit, Zeit und Wissen- viele Generationen, Inzestverpaarungen, Obduktionen. Eine finanzielle Katastrophe und viel weniger lustig, als einfach zwei Mäuse zusammen zu setzen und zu schauen, was dabei raus kommt.
Man vermehrt Tiere, ohne Grund, ohne Ahnung, aus Spaß, Neugierde oder Geldgier. Das ist etwas, das ich nicht unterstützen möchte, und würde deshalb auch jedem davon abraten, bei so einem "liebevollen Hobbyzüchter" Tiere zu kaufen.
Übrigens, ein in meinen Augen RICHTIGER Mäusezüchter
- hält seine Tiere artgerecht, auch die Männchen
- vermittelt keine zu jungen Mäuse
- vermittelt Mäuse nur in artgerechtes Zuhause in artgerechter Gruppenzahl
- hat hohes Genetikwissen, nicht nur über Fellfarben, sondern besonders über Krankheiten
- hat durch Rückverpaarungen und Stammbäume einen Überblick über bekannte Krankheiten der Linie und versucht diese bei der Zucht auszuselektieren
- setzt nicht einfach irgendwelche unbekannten hübschen Mäuse zur Zucht ein
- züchtet nicht auf Farbe oder Showtyp, sondern auf Gesundheit und Wesen
- züchtet keine Fellmutationen wie Langhaar oder Locken und keine Qualzuchten wie dominant rote Mäuse
- hält Kontakt mit den neuen Besitzern, um zu erfahren, wie sich die Tiere entwickeln und wie lange sie leben
- schickt tote Tiere ggf ins Labor oder obduziert sie, um innere Tumore und Organveränderungen festzustellen
Ich glaube daran, es gibt sie! Irgendwo da draußen! Ich habe leider noch keinen gesehen und das ist sehr sehr traurig. Aber solange das so ist, würde ich Vermehrer meiden.
Zooladen
Ich nehme oft Haltungsaufgaben auf und eigentlich erzählen mir Eltern von traurigen Kindern immer genau die selbe Geschichte:
Familie ging in den Zooladen und kaufte sich Mäuse, alles war toll, doch plötzlich starben die Mäuse alle nacheinander innerhalb kürzester Zeit. Kinder traurig, Eltern traurig, Haltungsaufgabe.
Immer und immer wieder diese Geschichte.
Zooläden beziehen ihre Tiere von Massenvermehrern, Diese müssen wie bei jeder anderen Ware auch so viel wie möglich so günstig wie möglich produzieren und wenn im Laden eine Maus ein paar Euro kostet, kann man sich ja vorstellen, dass da nach Abzug von Gewinn nicht viel Geld für Pflege und liebevolle Aufzucht über bleibt. Eine kranke Maus vom Tierarzt behandeln zu lassen wäre viel zu teuer, sie wird deshalb in der Regel getötet. Oder das Tier wird krank verkauft und verstirbt dann bei den neuen, unerfahrenen Besitzern. Das ist keine überdramatisierte Formulierung, das ist einfach die Realität von Tieren im Zoohandel und betrifft nicht nur Mäuse.
Mir gefällt dieses System nicht und leider fördert jede gekaufte Maus die Nachfrage und die weitere Produktion von neuen Tieren. Deshalb bin ich gegen den Kauf von Tieren in Zoohandlungen.
Futtertiere "retten"
Ein sehr schweres Thema. Mit Futtertieren meine ich die Mäuse, Vielzitzenmäuse und Ratten, die extra gezüchtet werden, um an Schlangen und andere Reptilien verfüttert zu werden. Es ist keine eigene Art (wie einige denken), es sind einfach Mäuse, die etwas mehr Pech hatten als die anderen.
Ich habe schon häufiger von anderen Haltern solche "Rettungen" übernommen und ja, ich gebe es zu, auch ich bin ein einziges mal schwach geworden. Futtertierweibchen sind meistens trächtig, weil sie mit Männchen gemischt gehalten werden. Gesundheitlich unterscheiden sie sich teilweise aber kaum von den "Haustiermäusen" im selben Laden, denn sie kommen oft von den gleichen Vermehrern. Man kann jetzt lange darüber diskutieren wie sinnvoll es ist solche Tiere zu kaufen, ich persönlich halte es für das beste in keiner Situation Zooladenmäuse zu kaufen, egal aus welcher Abteilung. Man unterstützt damit ein fragwürdiges System.
"Aber du hast es doch selbst getan!"
Ja das habe ich und seitdem meide ich die Tiergehege, wenn ich mal in einem Laden bin. Wenn man von sich selbst weiß, dass man ein zu weiches Herz hat, dann schaut man am besten gar nicht hin. Ich habe mich auch bewusst entschieden hier auf diesem Blog nicht direkt über meine Futtermaus zu schreiben, um niemanden zu "inspirieren".
Tierheim
Wir kommen der Sache schon näher! Denn wenn man bei Vermehrern und Zooläden ein übles System unterstützt, dann ist der nächste logische Schritt der Tierschutz. Ich finde es super, wenn man Mäuse aus Tierheimen adoptiert, weil diese oft ewig dort bleiben und kein großes Interesse erregen. Leider gibt es einige Tierheime, die Mäuse vermitteln, sich aber selbst nicht ausreichend mit der Haltung beschäftigt haben. In der Regel sind die Mäuse aber bereits auf Geschlecht und Trächtigkeit überprüft, was bei Vermehrern und im Zooladen nicht immer der Fall ist. Viele viele Mäuse sitzen in Tierheimen und warten auf ein schönes Zuhause!
Niemand wollte Klaus, nicht mal seine alte Gruppe. Er hatte ein zerfetztes Ohr, weil er arg verprügelt wurde. Das Tierheim Wasbek hat ihn mir vermittelt und er war ein wunderbar verkuschelter Hahn im Korb.
Tierschutzvereine und Pflegestellen
In dieser Liste habe ich einige der größeren Vereine genannt, es gibt sie aber über ganz Deutschland verteilt. Große und kleine Pflegestellen, die sich ganz den Kleinnagern verschrieben haben, und unermüdlich und ohne große fianzielle Entschädigung Tiere retten. Sie nehmen Haltungsaufgaben, Großnotfälle, Labortiere; sie beraten und informieren, arbeiten oft mit dem Veterinäramt und lokalen Tierheimen zusammen und setzen sich auf unvergleichbare Weise für diese kleinen Geschöpfe ein.
Ich habe sehr viele Mäuse aus Pflegestellen aufgenommen und hatte immer eine positive Erfahrung. Nicht nur, dass die Tiere gesund sind, man bekommt auch oft sehr genaue Informationen über Alter, Persönlichkeit und Besonderheiten, was bei Tierheimen meistens nicht der Fall ist.
Nanni wurde mit anderen Mäusen in einen Karton gesetzt und in den Müll geschmissen. Tom von der Pflegestelle Bergfelder Kleintierbande rettet sie und sie kam zu mir.
Goldi stammt von den Ostseenasen. Sie ist die zahmste Maus, die ich je hatte. Auch Muckel kam von den Ostseenasen, sie wurde uralt und war eine kleine Kuschlerin.
Manchmal warten auch "Exoten" in den Pflegestellen. Speckbert und seine Geschwister kamen vom Nagerschutz e.V. zu mir. Vielzitzenmäuse findet man nicht so häufig, darum habe ich direkt zugeschlagen ;)
Privatübernahme
Wegen der oben angesprochenen gesundheitlichen Probleme findet man immer wieder private Haltungsaufgaben. Bei diesen Mäusen hat man oft eine Wundertüte, weil sich schlecht einschätzen lässt, wie sie gehalten wurden. Ich habe dafür eine kleine Checkliste geschrieben, die die Aufnahme hoffentlich etwas vereinfacht. Es gibt aber auch immer wieder Privathalter, die mich mit ihrer Fürsorge für ihre Mäuse wirklich überwältigen. Viele bringen einem auch ihre restlichen Häuser, Einstreu und Futter mit, eine tolle Sache! (Einstreu und Futter einfrieren, um mögliche Milben abzutöten).
Mausi und Mimi wurden von ihren Vorbesitzern jeweils 5 Stunden zu mir gefahren. Unglaublich!
Restzubehör aus einer (!!) Haltungsaufgabe. Danke an Clara!
Unfallwürfe
Da viele Leute nach wie vor ihre Mäuse bei dubiosen Züchtern oder in Zooläden kaufen, kommt es leider auch immer wieder zu Unfallwürfen. Die Geschlechter wurden nicht richtig getrennt und zack, plötzlich hat man nicht 5 Mäuse, sondern 20. Hat man abgeklärt, dass es sich auch wirklich um einen Unfallwurf und nicht um ein absichtliches Vermehren handelt, kann man bedenkenlos auch solche Mäuse aufnehmen. Die alten Besitzer sind oft sehr dankbar und erleichtert, besonders bei Böckchen, deren Kastration viel Geld kosten kann.
Krümel (links) ist das Ergebnis eines Unfallwurfes. Piefke ist ein Verursacher. Er wurde von einer Züchterin zu den Weibchen sortiert und hat dort das gemacht, was Böckchen so machen. Die neue Besitzerin hat sich dann um seine Vermittlung gekümmert und er kam zu mir.
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