Diese Anleitung bezieht sich AUSSCHLIEßLICH auf Spitzmäuse. Nicht auf Hausmäuse, nicht auf Waldmäuse, nicht auf Wühlmäuse, nicht auf Haselmäuse, nicht auf Maulwürfe, nicht auf Ratten, NUR Spitzmäuse.
So erkennt man eine Spitzmaus:
Die folgende Beschreibung ist SEHR allgemein gehalten. Spitzmäuse sind in Deutschland je nach Art braun oder grau, manchmal mit hellem Bauch. Sie haben kaum sichtbare, kleine Augen und eine auffällige spitze und lange Nase, die sich bewegt wie ein kleiner Rüssel. An der Nase sitzen lange Tasthaare. Der Schwanz ist eher kurz und nur leicht behaart. Die Ohren sitzen seitlich am Kopf und sind sehr klein, sodass sie im dichten Fell manchmal verschwinden. Eine adulte Spitzmaus kann ohne Schwanz und je nach Art etwa so lang sein wie ein Daumen.
Wenn man denkt "oh, da ist eine Maus" und die Maus dann aber vorne lang ist und winzige Augen hat, dann ist es in der Regel eine Spitzmaus. Hat das Tier ein Spitzmausgesicht, hat aber große, schaufelartige Vorderfüße, dann ist es ein Maulwurf. Eine Spitzmaus ist KEIN Nagetier und Spitzmäuse sind in Deutschland geschützt. Das Aufstellen von Fallen ist vollkommen unnötig, da Spitzmäuse keine Schädlinge sind und hauptsächlich Insekten fressen. Da es keine Nagetiere sind, fressen sie sich auch nicht durch Holz oder Wände. Vorratskammern oder Schuppen sind also nicht in Gefahr!
Hier sind einige Probleme mit erwachsenen Spitzmäusen, wegen denen ich häufig Anrufe bekomme. Im Zweifelsfall sollte IMMER eine erfahrene Pflegestelle kontaktiert werden, um den Tieren nicht versehentlich zu schaden. Die Pflege von Wildtieren gehört in erfahrene Hände! Das sinnlose Fangen und Behalten von Wildtieren ist strafbar!
1. Eine erwachsene Spitzmaus liegt regungslos auf der Seite, lebt aber
Spitzmäuse müssen fast konstant fressen, teilweise enorme Mengen. Sind sie jedoch sehr hungrig und finden lange kein Futter, dann fallen sie in eine Art Starre, um Energie zu sparen. Sie liegen dann oft einfach irgendwo rum. Diese Spitzmäuse werden beim Handling und in Wärme wieder aktiver, sollten aber unbedingt Futter (in Form von lebenden Insekten wie Mehlwürmern, Asseln, Würmern oder Heimchen) und Wasser bekommen, bevor sie am Fundort wieder ausgesetzt werden. Spitzmäuse sind immer sehr "unruhig" und bewegen sich sehr hektisch und ohne Pause, also ist jede sehr ruhige oder lethargische Spitzmaus auffällig. Darum sind meine Fotos hier auch alle verwackelt ;) In diesem Video sieht man eine Spitzmaus mit der typischen wuseliegen Bewegung:
2. Eine erwachsene Spitzmaus schreit mich an
Spitzmäuse machen quasi durchgehend Geräusche, teilweise auf Ultraschallfrequenz. Fühlen sie sich bedroht, können sie auch mal gut hörbar kreischen. Das ist vollkommen normal und solange die Spitzmaus nicht verletzt ist und einfach weg rennt, gibt es keinen Grund etwas zu tun.
3. Eine Spitzmaus hat kaum Scheu und sucht direkt bei Menschen nach Futter, verhält sich sonst aber unauffällig
Spitzmäuse brauchen eine große Menge Futter um zu überleben und sind darum auch konstant auf Futtersuche. Außerdem sind sie sehr selbstbewusst und nicht überragend intelligent. Neben Insekten können Spitzmäuse auch Nüsse oder Katzenfutter interessant finden und halten sich deshalb manchmal in der Nähe von Menschen auf. Eine Spitzmaus, die selbstbewusst an einem Menschen vorbei läuft und ihn einfach ignoriert, ist nicht weiter schlimm. Wer regelmäßig zB Vogelfutter verstreut, muss sich an solche Mitesser gewöhnen. Wie bereits erwähnt sind Spitzmäuse keine Schädlinge und müssen nicht bekämpft werden.
4. Eine Spitzmaus ist verletzt
Die Spitzmaus sollte gesichert und zu einem Tierarzt oder einer Wildtierstelle gebracht werden. Bei Verdacht auf Katzenkontakt muss Antibiotikum gegeben werden!
5. Eine Spitzmaus ist durch ein offenes Kellerfenster gefallen/ aus Versehen ins Haus gekommen
Spitzmäuse verirren sich bei der Futtersuche leicht mal und kommen dann nicht wieder weg. Ist die Spitzmaus fit, kann man sie einfach wieder vor die Tür setzen und das Fenster sichern. Es sind keine Nagetiere und sie fressen sich deshalb nicht wieder ins Haus, sie kommen nur durch bestehende Öffnungen hinein. Wenn immer wieder Spitzmäuse auftauchen, ist also irgendwo ein Loch.
6. Es wurden verwaiste Spitzmausbabies gefunden
Wenn Spitzmausmamas die Nester wechseln, beißen sich ihre Babies in einer langen Reihe am Po des Vordermanns fest und reisen so in einer Polonäse zum Ziel. Das ist eine unglaublich blöde Art zu reisen und es passiert regelmäßig, dass Babies von dieser Polonäse abfallen und nicht mehr eingesammelt werden.
Diese Babies sitzen dann meistens schreiend irgendwo, bis ein Tier sie frisst oder ein Mensch sie findet. Die Babies ins Gebüsch zu setzen ist keine gute Idee, denn die Mama kommt in der Regel nicht wieder. Information zur Aufzucht von Babies gibt es hier, am besten gibt man sie aber an eine erfahrene Pflegestelle weiter.
Babys von Erwachsenen unterscheiden:
Mir werden oft erwachsene Spitzmäuse als Babies angekündigt, weil die kleinen Augen aussehen, als seien sie noch geschlossen.
Spitzmausbabies sind nackt oder haben eher kurzes und eng anliegendes Fell. Der Kopf ist verhältnismäßig groß. Durch das kurze Fell lassen sich die Körpersegmente noch gut erkennen. Die Ohren liegen noch enger an als bei adulten Tieren. Hier drei Bilder von Babys/ Jungtieren:
Erwachsene Spitzmäuse haben sehr dichtes, puscheliges Fell und sind insgesamt eher wurstförmig mit einem kleinen Gesicht. Die Ohren sind zwar klein, stehen aber ab und sind nicht "angewachsen". Sie können außerdem deutlich fester beißen und schreien mehr. Hier drei (verwackelte) Bilder von adulten Spitzmäusen:
Zoonosen und Handling
Spitzmäuse sollten, wie alle anderen Wildtiere auch, IMMER mit Handschuhen angefasst werden, da sie Krankheiten auf den Menschen übertragen können, zum Beispiel das sehr gefährliche Borna-Virus. Wenn man die Tiere aber nicht abknutscht, auf normale Hygiene achtet und Bisse vermeidet, besteht in der Regel keine Gefahr. Wird zB eine Schüssel verwendet, um eine Spitzmaus nach draußen zu bringen, sollte man die Schüssel danach waschen. Allgemein ist mit gesundem Menschenverstand nicht viel von Spitzmäusen zu befürchten. Eine tote Spitzmaus verfüttert man trotzdem lieber nicht an seine Katze!
Spitzmäuse als Haustiere
Sie sind zwar niedlich, aber Spitzmäuse sind aus unzähligen Gründen keine guten Haustiere. Sie fressen eine enorme Masse an lebenden Insekten, stinken sehr, brauchen viel Platz, sind überwiegend nachtaktiv und scheu, beißen und brechen überall aus. Wildtiere gehören nicht ins Wohnzimmer sondern nach draußen, das sagt auch das Gesetz. Also sollte man die Spitzmaus wieder da entlassen, wo man sie gefunden hat, auch wenn sie noch so süß ist.
Für die Hilfe bei der Artbestimmung sowie weitere spannende Informationen zum Thema Spizmäuse empfehle ich die Seite kleinsaeuger.at
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