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Mäuse zähmen: jetzt mit weniger Feingefühl

Mäuse in der Natur sind ein Serviervorschlag. Sie sind klein und speckig und lassen sich wegen ihrer Form auch gut im ganzen verschlingen; es sind kleine Snacks! Wenn wir Menschen auch so furchtbar lecker aussehen würden, wären wir sicherlich etwas skeptischer und vorsichtiger.

Jeder wünscht sich zahme Mäuse, aber als riesiger Mensch mit so naturscheuen Tieren eine Beziehung aufzubauen, ist nicht immer einfach. Ich habe ein paar Methoden, die bei mir bisher immer gut funktioniert haben. Was man dabei nicht vergessen sollte ist, dass Mäuse Individuuen sind. Nicht jede Maus wird einem begeistert auf der Hand rumklettern und das ist auch okay so. Man muss mit dem arbeiten, was einem die Mäuse anbieten.

Krümel: von "was willst du von mir?"...
... zu "wieso bist du jetzt erst hier?"
 

Leckerlies

Mäuse futterzahm zu bekommen ist sehr einfach, denn sie lieben leckeres Essen (wer tut das nicht). Die meisten Mäuse mögen kleine Stücke Backoblate und lassen sich durch das Geräusch beim Zerbrechen der Oblate auch sehr schnell darauf konditionieren. Sie kommen dann schon angelaufen, wenn sie das Knacken hören. Zuerst gibt es die Stückchen durchs Gitter, dann mit geöffneter Tür, so kann man den "Schwierigkeitsgrad" weiter steigern, bis sich die Mäuse an einen gewöhnen und direkt aus der Hand fressen. Auch Malzpaste funktioniert dafür gut. Wenn man sich davon einen kleinen Klecks auf den Finger schmiert, merken die Mäuse oft gar nicht, wie lange sie jetzt schon an der gefährlichen Hand nuckeln.

Alles was so lecker schmeckt, macht natürlich auch dick. Deshalb sollte man es mit den Leckerchen nicht übertreiben, auch kleine Mengen führen zum Ziel.

Oblate geht immer
Auf jedem Finger Malz, ein großer Spaß
 

Sich selbst weniger gruselig machen

Auf diesen Abschnitt bezieht sich der Titel des gesamten Beitrags. Es ist eine Veranlagung von uns Menschen, dass wir uns einer schreckhaften Maus möglichst langsam und leise nähern, so wenig Bewegung und Geräusche wie möglich machen und uns kaum trauen zu atmen. Das Problem dabei: Wie verhalten sich die Raubtiere, vor denen die Mäuse Angst haben? Sie schleichen sich leise an, lauern, und greifen dann zu.


Es klingt paradox, aber wenn Mäuse besonders viel Angst vor mir haben, bin ich extra auffällig. Ich klappere an der Tür bevor sie auf geht, wuschele in der Streu rum und bewege meine Hände viel mehr als nötig, indem ich zum Beispiel meine Finger aneinander reibe. Halte ich einer ängstlichen Maus ein Leckerchen hin, dann bewege ich meine Hand dabei leicht hin und her und lasse ihr Freiraum und einen Fluchtweg, ohne dabei zu laut oder zu grob zu sein. Kein Raubtier, dass eine Maus einlullen und dann töten will, würde sich so verhalten. Ich bin damit für die Mäuse auffällig und berechenbar und das nimmt ihnen die Angst. Sie müssen nicht angespannt in alle Richtungen lauschen, weil sie genau wissen, wo ich gerade bin.

Ein weiterer Aspekt, der berechenbar macht, ist Routine. Mäuse haben eine gute innere Uhr und wenn jeden Tag zur gleichen Zeit ihr Menschling vorbei schaut, wissen sie was kommt. Respektiert man dabei Schutzräume wie das Nest, können Mäuse frei entscheiden, wie nah sie zu einem kommen wollen und wann sie sich zurück ziehen.


Möchte man seine Mäuse berühren (was viele nicht mögen) hält man sich am besten an Mauskörpersprache und kommt mit dem Finger eher seitlich und in Kopfgegend, Wie eine andere Maus "schnuppert" man dann mit dem Finger an der Wange der Maus und hört damit auf, BEVOR es der Maus unangenehm wird, damit sie nicht das Gefühl bekommt, sie müsse vor einem flüchten. Mäuse sind keine Streicheltiere, lassen sich so aber je nach Persönlichkeit gut an Berührung gewöhnen. Was sie nicht mögen ist der Prankengriff von oben, denn das ist wieder typisch Raubtier.

 

Körperkontakt mit Positivem verbinden

Mäuse sind sehr neugierige Tiere, die Abwechslung lieben. Der Mensch und die dazugehörige Hand muss von einem Angstobjekt zu einem Spaßobjekt werden, das tolle Sachen bringt und Neues ermöglicht.

Der Ärmel ist für viele Mäuse ein spannender weicher Tunnel, den es zu erkunden gilt. Hände sind warm und haben Fingernägel dran, die man versuchen könnte abzubauen. Ringe und Armbänder bimmeln lustig und Haare sind toll zum klettern, wenn man rankommt.

Wer gerne engen Kontakt mit seinen Mäusen haben möchte, sollte es abkönnen, dass vielleicht auch manchmal kurz am Hemd geknabbert oder auf die Schulter gekackt wird.

Wem das nicht so gefällt, der kann die Mäuse auch gut in ihrem Gehege bespaßen, zum Beispiel mit kleinen Tricks, die Lernen, ein Leckerchen und zufällig auch Körperkontakt zum Menschen kombinieren. Hier präsentiert Stöpsel den "durch die Hand geh"-Trick, den neugierige Mäuse sehr schnell verstehen. Stöpsel war sehr verfressen, darum lernte sie besonders schnell ;)

Wer Lust auf richtig anspruchsvolles Training hat, dem empfehle ich sehr den Blog Die Schlaumäuse. Ich persönlich bin besonders großer Fan vom Tierarzttraining!


Einige Mäuse haben auch einen etwas ausgeprägteren Jagdinstinkt und haben Spaß daran, eine Feder oder ein Leckerchen an einer Schnur durch den Käfig zu jagen.

Die Welt da draußen ist so spannend!
Der Ärmel ist das Super-Spaß-Land
 

Eine mutige Gruppe

Als Gruppentiere orientieren sich Mäuse an den anderen. Schon eine einzige zahme Maus in einer ängstlichen Gruppe kann dafür sorgen, dass die anderen Vertrauen fassen. Wenn die mutigste Maus immer die tollsten Leckerchen kriegt, immer spaßige Sachen macht und immer als erstes alles Neue entdecken kann, werden das die anderen sehr schnell merken. So kann in einer zurückhaltenden Gruppe das Verhalten so umschwingen, dass sich plötzlich die scheuen Mäuse darum streiten, wer als erstes zur Hand darf. Eine harmonische Gruppe sorgt auch allgemein dafür, dass Mäuse selbstbewusster und entspannter werden, darum ist gutes Gruppenklima so wichtig.

Wenn einer auf dem Arm sitzt, wollen die anderen auch

Manchmal hat man in sehr unharmonischen Gruppen einzelne Mäuse, die gefühlt ständig auf ihre Menschen "flüchten", oder man hat Mäuse in Einzelhaltung, die aus lauter Verzweiflung jede Form von Kontakt verschlingen, auch den zu Menschen. So eine Form von Interaktion ist einseitig und für die Mäuse mehr Zwang als Freude. Kontakt miteinander sollte immer Maus und Mensch gleichermaßen etwas bringen und ein Mensch kann niemals, unter keinen Umständen, einen gleichwertigen Sozialpartner für die Maus ersetzen.

 

Fazit

Ein gutes Vertrauensverhältnis kann bei der Mäusehaltung sehr wichtig sein. Man hat einen besseren Überblick über die Gruppe und bemerkt Krankheiten oder andere Veränderungen schneller und in Notfällen kann man seine Mäuse stressfreier untersuchen oder zum Tierarzt bringen. Außerdem macht der Kontakt mit den Mäusen einfach Spaß! Auch wenn Mäuse keine Kuscheltiere sind, würde ich jedem empfehlen, sich über kleine Spielereien und Leckerchen wenigstens ein bisschen das Vertrauen seiner Mäuse zu erarbeiten. Letztendlich haben davon alle etwas :)

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