FARBMÄUSE VS VIELZITZENMÄUSE (VZM)
Ist es eine Ratte? Ist es eine Maus? Es ist eine Vielzitzenmaus/ -ratte!
Von mir liebevoll "Nippelratten" genannt, sind Vielzitzenmäuse die größere, afrikanische Version unserer Hausmaus. Sie sind den Farbmäusen so ähnlich, dass sie sich sogar mit ihnen vergesellschaften und zusammen halten lassen. Ich möchte die Art Vorstellen und ein bisschen über die kleinen, feinen Unterschiede der beiden Arten berichten.
VOR- UND NACHTEILE AUF EINEN BLICK
stabilere Gesundheit
sehr intelligent
sehr sozial und liebevoll untereinander; es lassen sich ganz besondere Sozialinteraktionen beobachten
extra weich und etwas stabiler gebaut
deutlich höheres Nagebedürfnis
geringere Beißhemmung auch bei freundlichen Tieren, größere Zähne
weniger domestiziert als die gemütlichen Farbis, deshalb etwas skeptischer und sensibler
anspruchsvollere Vergesellschaftung
Ein skeptisches Völkchen
Vielzitzen sind hoch intelligent und wer hoch intelligent ist, der findet einen riesigen Menschen eher suspekt. Ein riesiger Mensch hat auch im Nest nichts zu suchen und muss sich ein bisschen anstrengen und "benehmen", um das Vertrauen der Nippelratten zu gewinnen. Das macht den Kontakt mit den VZM zwar etwas anspruchsvoller und komplexer als mit den Farbis, aber öffnet gleichzeitig auch unendlich viele Möglichkeiten für gemeinsames Training und eine besondere Bindung. Meine Vielzitzenmaus Big Mac weiß genau, dass sie mich mit kleinen, harmlosen Warnzwickern sehr gut im Schach halten kann und fährt nur schwerere Geschütze auf, wenn ich klare Grenzen überschreite (zum Beispiel beim Einfangen für Tierarztbesuche). Sie weiß (leider) auch, dass sie direkt härter zubeißen muss, wenn sie meinen Schutzhandschuh sieht. Sie ist wachsam und dosiert Bisse ganz genau. Dafür darf ich sie beim Essen aber auch ausgiebig streicheln und ihr Papier für den Nestbau anreichen.
Es gibt manchmal Tiere, die einen ganz genau anschauen, wenn man mit ihnen interagiert. Ein weiteres Beispiel dafür wären Krähen oder Rabenvögel allgemein. Vielzitzen haben einen ähnlichen Blick, jedenfalls die besonders cleveren Individuen. Ich muss zugeben, dass mich besonders die etwas verfressenen Kastraten weniger analysierend und eher hungrig angucken.....
Reiß die Hütte ab!
Vielzitzen schauen sich neue Einrichtungsgegenstände gerne mit den Zähnen an und nehmen alles außeinander, was sie in die Fingerchen kriegen. Sind die Mäuse nicht ausgelastet, suchen sie sich ihre eigene Beschäftigung. Sie nagen an Gehegetüren und brechen auch gerne aus, wenn sich die Chance bietet. Kanten, die man schützen möchte, müssen deshalb mit Aluleisten verdeckt werden. Man sollte sich auch schon mal emotional von besonders dekorativen, hübschen Holzgegenständen verabschieden, ebenso von Seilen und Aufhängungen. Die Zerstörungswut der Vielzitzen lässt sich sehr gut umleiten mit selbst gebauten Papphäusern und Futterrätseln, die Geist und Zähne fordern. Die Reste dieser Rätsel werden dann in den großen unterirrdischen Nestern verbaut, die sich problemlos durchs ganze Gehege ziehen können.
Glückliche VZM brauchen Platz, Beschäftigung und Artgenossen, Artgenossen, Artgenossen. Hält man sie in einer gemischten Gruppe mit Farbmäusen, muss es von jeder Spezies MINDESTENS 4 geben, da sich die Mäusearten zwar verständigen können, aber sie keinen vollwertigen Artgenossen ersetzen. Auch sollte man mit beiden Arten vorher gut vertraut sein. Vielzitzen sind in der Regel von den selbstbewussten Farbmäusen etwas eingeschüchtert und akzeptieren sie schnell als Chef, aber sollte es doch zu einem Konflikt kommen, kann dieser für die deutlich unterlegene Farbmaus gefährlich enden!
FAZIT
Diese sehr intelligenten Mäuse kombinieren viele Eigenschaften von Farbmäusen und Farbratten in einem Tier. Vielzitzen gelten als sehr territoriale Beißer. Diese starke Beißneigung wurde den meisten Linien mittlerweile jedoch abgezüchtet, trotzdem sollte man immer das Individuum betrachten und die großen, messerscharfen Zähne im Hinterkopf behalten (lieber im Hinterkopf als im Finger!).
Wer Lust auf eine wunderschöne, kluge Mäuseart mit hoch ausgeprägtem Sozialverhalten hat und sich von etwaigen Bissen nicht absckrecken lässt, der ist mit den Vielzitzen gut beraten. Diese sensiblen Mäuse brauchen einen eben so sensiblen Menschen, der auf ihre Bedürfnisse und Körpersprache achtet und ihr Wesen respektiert.